Osteoporose – Risiko und Herausforderung nach einer kritischen Erkrankung

Die Osteoporose (oder Knochenbruchkrankheit) ist eine sehr häufige Erkrankung (1). Sie wird jedoch oft nicht erkannt und daher auch oft nicht behandelt (2). Sie betrifft im gesamten Leben etwa jede zweite bis dritte Frau und jeden fünften Mann (3). Die Osteoporose ist vor allem eine altersbedingte Krankheit, die ab 60 Jahren auftritt. Sie geht mit einem erhöhten Risiko an Knochenbrüchen einher. Der folgenreichste Bruch ist der Schenkelhalsbruch (Hüfte). Viele Betroffene erreichen danach nicht mehr die bisherige Selbständigkeit oder können danach sogar sterben. Die meisten Knochenbrüche sind auf Stürze zurückzuführen (4).

Was sind die wichtigsten Risikofaktoren?

Der wichtigste Risikofaktor für eine Osteoporose ist die Immobilität oder Bettlägerigkeit und manche Medikamente wie Kortison und ähnliche Substanzen. Deshalb haben viele Überlebende von kritischen Erkrankungen ein hohes Knochenbruchrisiko (5). Auch nach einer Verbrennungen besteht ein beschleunigter Knochenabbau (6). Weitere Risikofaktoren sind Bewegungs-, Calcium- und/oder Vitamin D- Mangel oder niedriges Körpergewicht. Auch Begleiterkrankungen wie Diabetes (Zuckerkrankheit), Lungenerkrankungen, familiäre Belastung und manche Medikamente (z.B. Magensäureblocker/Protonenpumpenhemmer, Kortisonpräparate, antihormonelle Therapien bei Brust- oder Prostatatkrebs) erhöhen das Risiko (1, 7, 8). Die beste Voraussagekraft für zukünftige Frakturen sind jedoch bereits aufgetretene Frakturen.

Wie kann das Risiko eingeschätzt werden?

Die Knochendichtemessung ist eine wichtige Untersuchung, um das persönliche Risiko besser einschätzen zu können. Über das Risikomodell "FRAX" kann online kostenlos noch eine genauere Einschätzung des individuellen 10-Jahres-Knochenbruchrisikos erfolgen. Machen Sie den Test (englisch):

Hier geht’s zum Test: https://www.sheffield.ac.uk/FRAX/tool.aspx?country=16

Was kann ich tun?

Basismaßnahmen sind ausreichende Vitamin D - und Kalziumzufuhr sowie Vermeiden von schädlichen Einflüssen. Das sind z.B. Rauchen, Alkohol und Bewegungsmangel. Es gibt eine Reihe von wirksamen und meist gut verträglichen Medikamenten, die das Knochenbruchrisiko deutlich reduzieren können, u.a. den Knochenabbau hemmende Substanzen wie Bisphosphonate oder auch knochenaufbauende Medikamente (1). Auch ein zusätzliches Milchprodukt pro Tag konnte bei AltersheimbewohnerInnen das Knochenbruchrisiko senken (9).

Zusammenfassend sollte die Osteoporose als wichtige Langzeit - Folgeerscheinung regelmäßig bei Kontrolluntersuchungen von ehemals Kritisch Kranken erfasst und allenfalls therapiert werden, insbesondere – aber nicht nur – bei der Hochrisikogruppe älterer Frauen (10). Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über dieses wichtige Thema.

Weiterführende Informationen:

https://www.oegkm.at/knochen/osteoporose/

Zusatzinformationen

Interessenskonflikte: Vortragshonorare/Board: Fresenius, Gedeon Richter, Amgen
Autor*innen: PD Dr. Karin Amrein, MSc, Fachärztin für Innere Medizin und aktive Forschende
Redaktion: Mag. Dr. Magdalena Hoffmann, MSc, MBA
Datum: 05.06.2022
Version: 1.0
Copyright-Vermerk für Fotos: PEXELS
Weiterführende Literatur:
1. Barnsley J, Buckland G, Chan PE, Ong A, Ramos AS, Baxter M, et al. Pathophysiology and treatment of osteoporosis: challenges for clinical practice in older people. Aging Clin Exp Res. 2021;33(4):759-73. 2. Malle O, Borgstroem F, Fahrleitner-Pammer A, Svedbom A, Dimai SV, Dimai HP. Mind the gap: Incidence of osteoporosis treatment after an osteoporotic fracture - results of the Austrian branch of the International Costs and Utilities Related to Osteoporotic Fractures Study (ICUROS). Bone. 2021;142:115071. 3. Kanis JA, Cooper C, Rizzoli R, Reginster JY, Scientific Advisory Board of the European Society for C, Economic Aspects of O, et al. European guidance for the diagnosis and management of osteoporosis in postmenopausal women. Osteoporos Int. 2019;30(1):3-44. 4. Hernlund E, Svedbom A, Ivergard M, Compston J, Cooper C, Stenmark J, et al. Osteoporosis in the European Union: medical management, epidemiology and economic burden. A report prepared in collaboration with the International Osteoporosis Foundation (IOF) and the European Federation of Pharmaceutical Industry Associations (EFPIA). Arch Osteoporos. 2013;8:136. 5. Orford NR, Pasco JA, Kotowicz MA. Osteoporosis and the Critically Ill Patient. Crit Care Clin. 2019;35(2):301-13. 6. Muschitz GK, Schwabegger E, Fochtmann A, Baierl A, Kocijan R, Haschka J, et al. Long-Term Effects of Severe Burn Injury on Bone Turnover and Microarchitecture. J Bone Miner Res. 2017;32(12):2381-93. 7. Muschitz C, Kautzky-Willer A, Rauner M, Winhofer-Stockl Y, Haschka J. [Diagnosis and management of patients with diabetes and co-existing osteoporosis (Update 2019) : Common guideline of the Austrian Society for Bone and Mineral Research and the Austrian Diabetes Society]. Wien Klin Wochenschr. 2019;131(Suppl 1):174-85. 8. Muschitz C, Zwick RH, Haschka J, Dimai HP, Rauner M, Amrein K, et al. [Osteoporosis in pneumological diseases : Joint guideline of the Austrian Society for Bone and Mineral Research (OGKM) and the Austrian Society for Pneumology (OGP)]. Wien Klin Wochenschr. 2021;133(Suppl 4):155-73. 9. Iuliano S, Poon S, Robbins J, Bui M, Wang X, De Groot L, et al. Effect of dietary sources of calcium and protein on hip fractures and falls in older adults in residential care: cluster randomised controlled trial. BMJ. 2021;375:n2364. 10. Rousseau AF, Kerschan-Schindl K, Scherkl M, Amrein K. Bone metabolism and fracture risk during and after critical illness. Curr Opin Crit Care. 2020;26(4):379-85.
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