In Krisenzeiten und nach belastenden Ereignissen, drängen sich existentielle Fragen auf: „Warum?“ „Was trägt und hält uns?“ „Was gibt uns Kraft?“ Viele finden Antwort und Hoffnung in ihrem Glauben und/oder ihrer Spiritualität. Liebe verbindet gerade in einer Zeit der Trennung. Klinikseelsorge unterstützt Ihre Verbindung zu ihren Patient*innen durch Gespräche, Besuche, Symbole und Rituale. Sie kann Brücken bauen.
Wir Menschen brauchen Hoffnung. Gerade in einer so unvorhersehbaren Situation wie die der Intensivbehandlung ist Hoffnung eine notwendige Begleiterin. Sie macht Mut und gibt Kraft. Das zweite Moment, das für Sie als Angehörige sicher wichtig ist, nämlich Verbindung, gemeinsames Durchstehen, liebevolles Begleiten und Mut machen ist unter den Umständen der Pandemie und den Vorsichtsmaßnahmen der Kliniken oft erschwert oder gar nicht möglich. Wie bleibe ich dennoch in einer Verbindung, wenigstens im Herzen? Gibt es etwas, was uns verbindet, die Distanz überwindet – trotzdem? Viele Menschen finden Halt und Kraft in ihrem Glauben oder/und in ihren spirituellen Erfahrungen und Überzeugungen (z.B: STREIB, KELLER 2015). Aber auch viele Fragen und Zweifel sowie das Leiden an der Trennung und das Gefühl der Isolation begleiten meist die Zeit der Krankheit. Hier ist es gut, Ansprechpartner*innen zu haben, die sich Zeit nehmen, den widersprüchlichen Gefühlen Raum geben und gemeinsam mit Ihnen Wege suchen, dass Hoffnung, Verbundenheit, Mut und innere Kraft stärkend wahrgenommen wird.
In vielen Kliniken stehen Seelsorger*innen zur Verfügung, Sie so durch diese Zeit zu begleiten. Seelsorger*innen können Brücken sein zu Ihrem/ihrer Angehörigen. Unabhängig von Ihrer religiösen und konfessionellen Bindung stehen sie zur Verfügung.
Tut der einen ein Gebet oder Segen am Krankenbett gut, sind für den anderen ein zuhörendes Ohr und ein Mensch an der Seite hilfreich. Für Sie persönlich und Ihre Angehörige stimmige Rituale können vielleicht die Distanz überbrücken und Hoffnung stärken. Darüber zu sprechen und nach Ihnen entsprechenden Antworten auf die vielen Fragen dieser Zeit zu suchen ist das Selbstverständnis und der Auftrag der Seelsorge. Seelsorger*innen können auch Ihre Angehörige besuchen, wenn Sie selbst es nicht können. Behutsam Kontakt aufnehmen, Zeit am Bett verbringen, ein gutes Wort oder einen Segen sagen kann Ihr eigenes Bedürfnis nach Nähe und Beistand zu Ihrem Angehörigen nicht ersetzen, aber vielleicht eine Brücke schlagen und die Verbundenheit stärken. Seelsorger*innen achten auf Ihre Bedürfnisse und helfen Ihnen gerne, Wege durch diese schwierige Zeit zu finden. Dabei sind die Gespräche immer vertraulich. Seelsorger*innen sind übrigens meist auch erfahren im Umgang mit Kindern und ihren Fragen.
Hilfreiche Kontakte:
- traumland-intensivstation.de
- Sie erreichen die Klinikseelsorge Ihres Krankenhauses über die jeweilige Station oder über die Internetseite der Klinik
- Telefonseelsorge Tel. 116 123 oder www.telefonseelsorge.de (D)
- Telefonseelsorge Tel. 142 oder www.telefonseelsorge.at (A)
- Telefonseelsorge (Die dargebotene Hand) Tel. 143 oder 143.ch (CH)
Zusatzinformationen
Autor*innen: Thomas Kammerer, Dipl-theol (univ), Spiritual Care und Seelsorge, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Redaktion: Mag. Dr. Magdalena Hoffmann, MSc, MBA
Datum: 03.05.2021
Version: 1.0
Copyright-Vermerk für Fotos: M. Stobrawe, Klinikum rechts der Isar der TUM 2012
Weiterführende Literatur:
• Frick, E., Hilpert K. (Hg):Spiritual Care von A bis Z. Berlin/Boston: De Gruyter, 2021
• Kammerer, T. (Hg): Traumland Intensivstation. Norderstedt: BoD, 2006
• Kammerer, T.: Seelsorge auf der Intensivstation. In: Roster, T. (Hg): Handbuch der Krankenhausseelsorge. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 2019, 138-148
• Streib, H., Keller, B.: Was bedeutet Spiritualität?. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht 2015