Impfpass

Impfreaktion, Impfkomplikation, Impfschaden

Drei Begriffe, die gerne vertauscht und synonym verwendet werden, jedoch in ihrer Definition sehr verschieden sind: Impfreaktion, Impfkomplikation und Impfschaden. Im Folgenden wird versucht, ein bisschen Licht in diese Begriffswolke zu bringen.

Impfreaktion

Ziel einer Impfung ist es, eine Immunität aufzubauen. Man spielt dem Körper eine Infektion vor, woraufhin dieser reagiert. Es kommt zur Impfreaktion.

Unter einer normalen Impfreaktion versteht man:

  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit
  • Allgemeines Krankheitsgefühl
  • Fieber, Schüttelfrost
  • Schmerzen und Schwellung an der Einstichstelle

Diese Nebenwirkungen sind reversibel, klingen schon nach wenigen Tagen wieder ab und hinterlassen keine bleibenden Spuren.

Impfkomplikation

Alles was über diese zu erwartenden Impfreaktionen hinausgeht, wird als Impfkomplikation bezeichnet. Hierbei kann es sich um allergische Reaktionen, aber auch eine leichte Form der zu impfenden Erkrankungen handeln.

Impfschaden

Verschwinden Komplikationen jedoch nicht von selbst, sondern bleiben permanent erhalten und beeinträchtigen das Leben des*der Betroffenen, spricht man von einem Impfschaden.

Impfschäden sind sehr selten, können aber schwerwiegend sein. In Österreich wurden von 1990 bis Juni 2020 794 Impfschäden gemeldet, 409 davon wurden bestätigt. Im Vergleich zur Anzahl der geimpften Personen in diesem Zeitraum ist diese Zahl verschwindend gering.

Tritt ein Impfschaden auf, muss dies von der zuständigen Behörde kontrolliert werden. Handelt es sich tatsächlich um eine durch die Impfung verursachte gesundheitliche Schädigung, ist der Bund in der Pflicht, dafür aufzukommen.

Ein anschauliches Beispiel

Um sich vorstellen zu können, wie häufig Impfreaktionen und Komplikationen vorkommen, nehmen wir die Masernimpfung zur Hand, welche zu diesem Thema eine herausragende Datenlage aufweist. Natürlich variieren die Werte und Nebenwirkungen von Impfung zu Impfung. Nehmen wir an, wir impfen 1 Millionen Menschen gegen Masern.

Von diesen bemerkt jede*r einzelne für einige Tage eine leichte Rötung an der Einstichstelle. Bei 5% unserer Proband*innen zeigt sich ein leichter Ausschlag, ein sogenanntes Exanthem, das der Grunderkrankung ähnelt, jedoch schwächer ausfällt. 3-5%, also 30.000 bis 50.000 Personen, haben leichtes Fieber und fühlen sich schlapp. Weniger als 1%, das wären unter 10.000 Personen, bekommen Fieberkrämpfe. 10 unserer 1 Millionen Proband*innen haben eine schwere allergische Reaktion nach Verabreichung. Und 1 einziger unserer 1.000.000 leidet an einer Enzephalitis. Diese Zahlen mögen abschreckend klingen und man könnte in Versuchung geraten, zu denken, was der Sinn hinter einer Impfung ist, wenn dennoch immer wieder Nebenwirkungen auftreten? Die Erklärung ist: Die Symptome und Komplikationen der Masernerkrankung übertreffen die Impfkomplikationen bei weitem. Ganz dasselbe ist es bei der Impfung gegen Sars-CoV-2. Würde man dieselbe Gruppe an Menschen mit Masern infizieren, würden 98% einen Ausschlag und hohes Fieber aufweisen. 7-8%, also 70.000 bis 80.000 der Erkrankten, hätten im Laufe der Erkrankung einen Fieberkrampf und zwischen 100 – bis 1000 Personen würden an einer Enzephalitits (Gehirnentzündung) erkranken, welche eine Letalität (Sterblichkeit) von 30% aufweist.

Zusatzinformationen

Interessenskonflikte: Keine
Autor*innen:Julia Mayr, Studentin, Humanmedizin, Medizinische Universität Graz
Redaktion: PD Dr. Karin Amrein MSc, Mag. Dr. Magdalena Hoffmann, MSc, MBA
Datum: 01.03.2021
Version: 1.0
Copyright-Vermerk für Fotos: Karin Amrein
Weiterführende Literatur:
• Definition Grundbegriffe: https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Impfsicherheit/sicherheit_impfungen_node.html
• Prozentuelle Anteile: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Bedeutung/Downloads/Impfgegner_Impfskeptiker.pdf?__blob=publicationFile
• Impfschäden 1990-2020 Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumen-tenschutz, ISG_Verfahren, Stand Jun. 2020
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