Hilfe für Angehörige – Angst

Die Sorge um einen nahestehenden Menschen und die fremdartige Umgebung einer Intensivstation kann zu einer großen Belastung werden. Falls Sie sich durch anhaltende Ängste und Sorgen überfordert fühlen, suchen Sie das Gespräch. Es ist wichtig, dass Sie Ihre Sorgen und Ängste zum Beispiel im privaten Umfeld offen aussprechen. Nehmen Sie sich Auszeiten und tun sich selbst etwas Gutes. Dann sind Sie für Ihre*n Angehörige*n die größte Hilfe.

Angst oder Angststörung?

Angst ist ein natürliches Gefühl. Sie dient dazu, uns vor Gefahren und Bedrohungen zu warnen. Empfinden wir Angst, beginnen wir, die Gefährlichkeit einer Situation und unsere Handlungsmöglichkeiten abzuwägen um geeignete Gegenmaßnahmen treffen zu können. Das können zum Beispiel Reaktionen wie Flucht, Abwarten oder Angriff sein. Ist die Bedrohungssituation vorbei, verschwindet auch die Angst.

Eine Angststörung ist eine Erkrankung, bei der die normalen Angstreaktionen unbegründet auftreten. Die Angst steht in keinem angemessenen Verhältnis zur tatsächlichen Bedrohung, wird aber von den Betroffenen sehr intensiv wahrgenommen. Es werden verschiedene Angststörungen unterschieden, wobei Panikattacken, die generalisierte Angststörung und verschiedene Phobien die bekanntesten Angststörungen sind. Die Ursache der Angststörung ist bislang nicht vollständig geklärt.

Was sind Symptome einer Angststörung?

Angststörungen können sich sehr unterschiedlich bemerkbar machen. So tritt bei den Panikattacken die Angst plötzlich aus dem Nichts heraus auf. Oft ist kein Auslöser für die Panikattacke zu finden. Die Panik dauert mehrere Minuten an und ist für die Betroffenen nicht kontrollierbar. Im Gegensatz dazu besteht bei der generalisierten Angststörung eine fast ununterbrochene Angst. Die Betroffenen sind kontinuierlich angespannt in der Erwartung eines schlimmen Ereignisses. Dabei spüren sie nahezu durchgehend die körperlichen Symptome der Angst. Bei Phobien treten Angstzustände in einer bestimmten Situation (z.B. Höhe, Fliegen) oder bei einem bestimmten Objekt (z.B. Spinne, Hund) auf. Wenn die Situation oder das Objekt nicht vorhanden ist, sind die Betroffenen symptomfrei. Patienten*innen, die an einer Angststörung leiden, ziehen sich oft stark zurück, um sich vor angstauslösenden Situationen zu schützen.

Was kann ich tun, wenn ich Symptome einer Angststörung bei mir oder meiner*m Angehörigen bemerke?

Es ist normal, dass in belastenden Situationen oder schwierigen Lebensphasen Ängste auftreten. Wenn Sie aber das Gefühl haben, dass Ihre Ängste ein normales Maß übersteigen oder wenn Ihre Ängste Sie in Ihrem normalen Leben so beeinträchtigen, dass Sie nicht mehr schlafen können oder ständig grübeln, sollte der erste Weg zu einem ausführlichen Gespräch bei dem*der Hausarzt*ärztin oder niedergelassenen Psychiater*in oder Psychologen*in führen. Es ist wichtig, dass die Erkrankung möglichst schnell behandelt wird, damit es zu keiner Verschlechterung oder einer chronischen Erkrankung kommt. Eine Angststörung kann heutzutage sehr gut mit verschiedenen Therapiemöglichkeiten behandelt werden. Gemeinsam mit dem*der Experten*in muss entschieden werden, welche Therapie (Medikamente, Psychotherapie und/oder zusätzliche Therapieverfahren) für Sie die richtige ist. Ein zusätzliches Therapieverfahren, das sowohl bei der Behandlung von Angststörungen als auch außerhalb der Angstbehandlung zum Einsatz kommt und einfach zu erlernen ist, ist die progressive Muskelentspannung nach Jacobson.

Weiterführende Informationen und Links:

Deutschland:

Schweiz:

Zusatzinformationen

Interessenskonflikte: Keine
Autor*innen: Andrea Blankenheim, M.Sc., Psychologin, Uniklinik RWTH Aachen, Klinik für Operative Intensivme-dizin und Intermediate Care
Redaktion: Mag. Dr. Magdalena Hoffmann, MSc, MBA
Datum: 30.03.2021
Version: 1.0
Copyright-Vermerk für Fotos: Magdalena Hoffmann
Weiterführende Literatur: Keine
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