Häufige Fragen auf der Intensivstation und Antworten

Hier finden Sie häufig gestellte Fragen rund um die Intensivstation und auch die Antworten dazu.

Die ersten Tage: Der*Die Patient*in ist auf die Intensivstation gebracht worden, weil der Körper, oder die Organe nicht normal funktionieren können. Wenn er*sie keine hochspezialisierte Hilfe bekommen würde, hätte dies langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit oder könnte sogar versterben.

Manchmal müssen Patient*innen von einer Intensivstation auf eine andere Intensivstation verlegt werden. Dies kann zum Beispiel sein, wenn die Patient*innen eine besondere Behandlung benötigen, die vor Ort nicht vorhanden ist. Seien Sie versichert, dass sie nur verlegt werden, wenn dies unbedingt notwendig ist. Wenn Patient*innen das erste Mal einen Eintritt auf eine Intensivstation haben, ist es normal, dass Sie sich als Angehörige*r oder  Freund*in hilflos fühlen und Sie verzweifelt versuchen, alles über die Genesungschancen zu erfahren. Es ist sehr wichtig, dass der Körper die notwendige Zeit bekommt, um sich zu erholen und den Schock einer schweren Erkrankung verarbeiten kann. Manchmal bekommen Patient*innen starke bis stärkste Schmerzmedikamente oder Beruhigungsmittel, um den Heilungsprozess zu fördern. Dann sind die Patient*innen oft sehr müde oder schlafen viel. Wenn Sie Fragen bezüglich des Aufenthaltes auf der Intensivstation haben, fragen Sie das Personal der Intensivstation. Sie werden Ihre Fragen so gut wie möglich beantworten. Die Mitarbeiter*innen werden Ihnen gerne erklären, was mit den Patient*innen gemacht wird und Sie jederzeit auf den aktuellen Stand bringen.

Warum werden so viele Geräte gebraucht?

Jemand der Ihnen nahe steht, musste aufgrund einer schweren Erkrankung, einem Unfall oder einer Operation auf der Intensivstation hospitalisiert werden. Auf der Intensivstation werden mit Hilfe von verschiedenen Geräten die Vitalparameter (Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung etc.) engmaschig überwacht und dokumentiert. Speziell ausgebildetes Personal betreut Ihre*n Angehörige*n rund um die Uhr. Mit Hilfe von verschiedenen Therapien wird Ihr*e Angehörige*r gepflegt und behandelt.

Die vielen unbekannten Geräte und Geräusche oder das veränderte Aussehen Ihres*Ihrer Angehörigen, können bei Ihnen Angst und Unsicherheit auslösen. Dies ist normal, wenden Sie sich an das Behandlungsteam, um Hilfe im Umgang mit der belastenden Situation zu erhalten.

Warum muss ich manchmal das Zimmer verlassen?

Es kann sein, dass das Personal Sie von Zeit zu Zeit bittet, das Patient*innen-Zimmer zu verlassen. Dies geschieht aufgrund von notwendigen medizinischen Maßnahmen, die teilweise unangenehm sind und auch Sie belasten könnten.

Für manche Therapien und Behandlungen bittet Sie das Personal, im Wartebereich zu warten. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Interventionen hygienisch und fachlich korrekt ausgeführt werden. Zudem möchten wir Sie als Angehörige*n nicht zusätzlichen Situationen aussetzen, die Sie belasten könnten.

Was wird auf der Intensivstation beim Absaugen gemacht?

Wenn der*die Patient*in an einem Beatmungsgerät künstlich beatmet wird, muss das Pflegepersonal von Zeit zu Zeit störendes Sekret aus der Lunge entfernen. Dies geschieht, indem ein sehr dünner Schlauch durch den Beatmungsschlauch geschoben wird und so das Sekret abgesaugt wird. Dies verursacht ein unangenehmes Geräusch und es kann sein, dass die Patient*innen zu husten oder würgen beginnen.

Warum hat mein*e Angehörige*r so ein geschwollenes Gesicht?

Die Patient*innen erhalten zum Teil sehr viel Flüssigkeit über eine Infusion und es kann sein, dass dies dazu führt, dass das Gesicht aufgebläht und geschwollen aussieht. Dies ist nicht ungewöhnlich und bildet sich zurück, wenn es den Patient*innen besser geht.

Warum läutet es so oft?

Die Geräte, an welchen die Patient*innen angeschlossen sind, können Alarmtöne von sich geben, zum Beispiel wenn eine Infusion gewechselt werden muss oder wenn sich die Herzfrequenz verändert. Dies hilft dem Team jede Veränderung an den Patient*innen schnell wahrzunehmen. Diese Geräusche sollten Sie nicht beunruhigen, da das Pflegepersonal den*die Patient*in jederzeit eng überwacht.

Warum verhält sich mein*e Angehörige*r so anders als sonst?

Manchmal verhält sich der*die Patient*in nicht so, wie Sie es gewohnt sind. Patient*innen können unruhig, verwirrt, ängstlich oder auch paranoid sein. Das paranoide Zustandsbild ist eine besondere Form von Angst oder Furcht. Manche Patient*innen glauben fest, dass sich andere Menschen gegen sie verschworen haben oder versuchen, sie zu verletzen. Auch kommen Halluzinationen (man sieht Dinge, die nicht real vorhanden sind) oder Albträume vor, die sehr real scheinen. Manchmal glauben Patient*innen, dass sie das Pflegepersonal verletzen will. Diese Verhaltensweisen können Ausdruck der Erkrankung sein oder verursacht durch die Medikamente. So kann dies für Sie und die Patient*innen sehr besorgniserregend sein, jedoch verbessert sich die Situation, sobald sich die Patient*innen erholen. Besprechen Sie Ihre Unsicherheit mit dem Behandlungsteam.

Warum schläft mein*e Angehörige*r dauernd?

Die Behandlung auf der Intensivstation kann unangenehm für Ihre*n Angehörige*n sein. Die Erkrankung oder die Therapien (z.B. Beatmungsgerät) können Schmerzen verursachen. Deshalb bekommen die Patient*innen oftmals Schmerzmedikamente (Analgesie) oder Medikamente die sie schlafen lassen (Sedativa). Zudem kann es sein, dass Ihr*e Angehörige*r durch die vielen Geräusche oder ungewohnte Umgebung in der Nacht nicht gut schlafen kann.

Diese Medikamente werden schrittweise reduziert, sobald es den Patient*innen wieder besser geht. Je nachdem, wie schwer krank sie gewesen sind und wie lange sie diese Medikamente erhalten haben, dauert es Stunden oder sogar Tage, bis sie von diesen Medikamenten entwöhnt sind. Während dieses Entwöhnungsprozesses sind die Patient*innen vor allem in der Anfangszeit meist müde und verwirrt, aber es ist ein notwendiger Schritt und bedeutet, dass es den Patient*innen wieder besser geht.

Was kann ich tun, wenn ich mit der Behandlung unzufrieden bin?

Das Team ist bemüht, alles zu tun, um die Angehörigen über den Grund und die Art der Behandlung zu informieren. Wenn möglich, werden die Patient*innen und die Angehörigen auch über andere Behandlungsmöglichkeiten informiert. Wenn es etwas gibt, das Sie nicht verstehen oder wenn Sie mehr Informationen benötigen, so wenden Sie sich an das Team.

Wenn Sie aus irgendeinem Grund unzufrieden sind und Sie das Gefühl haben, dieses nicht mit dem Team der Intensivstation besprechen zu können, so wenden Sie sich an die Mitarbeiter*innen der dafür zuständigen Stelle (Beschwerdemanagement, Patientenvertreter, Ombudsstelle o.a.).

Hört mich mein*e Angehörige*r?

Merkt sie*er, dass ich da bin? Dies ist nicht immer eindeutig feststellbar. Seien Sie jedoch nicht entmutigt. In den meisten Fällen sind Wahrnehmungen, auch unbewusst, vorhanden.

Das Team geht davon aus, dass eine vertraute Stimmte oder eine gewohnte Berührung wohltuend wirkt, Sicherheit vermittelt und Orientierung schafft. Sprechen Sie deshalb mit Ihrem*Ihrer Angehörigen, wie Sie es gewohnt sind.

Darf ich meine*n Angehörige*n ansprechen oder anfassen?

Tun Sie alles, was sie*ihn spüren lässt, dass sie*er nicht alleine ist. Sie sollen und dürfen sie*ihn berühren, die Hand halten oder die Wange streicheln. Sprechen Sie mit ihr*ihm, damit sie*er Ihre vertraute Stimme hören kann.

Warum ist mein*e Angehörige*r nur so wenig zugedeckt?

Gründe sind zum Beispiel eine erhöhte Körpertemperatur oder der ungehinderte Zugang zu Infusionsleitungen und Sonden. Die Sorge, dass sich der*die Patient*in erkältet, ist unbegründet. Die Raumtemperatur wird konstant auf der richtigen Temperatur gehalten.

Hat mein*e Angehörige*r Schmerzen?

Wache Patient*innen fragen wir, ob sie Schmerzen haben, sobald sie sich äußern können. Wir erkennen die indirekten Zeichen von Schmerzen und geben aufgrund dieser Beobachtungen jeder*jedem, auch den bewusstlosen Patient*innen, ausreichend Schmerzmittel (Analgesie).

Wieso ist mein*e Angehörige*r unruhig?

Nach längerer Bewusstlosigkeit oder als Folge der schweren Erkrankungen und mancher Medikamente können Patient*innen Schwierigkeiten haben, sich zu orientieren. Die Umgebung erscheint ihnen fremd und bedrohlich, sie finden sich nicht zurecht. Manchmal sind Patient*innen trotz aufklärender Zuwendung unruhig, sodass wir zu ihrem eigenen Schutz die Hände vorübergehend fixieren müssen, weil sie sonst lebenswichtige Beatmungsschläuche oder Infusionsleitungen entfernen könnten. In der Fachsprache wird dann oft von deliranten Zuständen gesprochen.

Was kann ich beitragen?

Manchmal vergehen einige Tage, ohne dass sich bei den Patient*innen etwas ändert. Achten Sie in dieser Zeit auch besonders auf Ihre eigene Gesundheit. Die Pflegepersonen sprechen sehr oft mit den Patient*innen und sagen ihnen, was Sie tun, auch wenn diese*r bewusstlos ist. Sie machen dies, da die Patient*innen trotz der Bewusstlosigkeit oder Bewusstseinseitrübung die Berührungen wahrscheinlich wahrnehmen können, auch wenn sie sich später nicht erinnern können. Das Gleiche können auch Sie tun.

Wie kann ich dem*der Patient*in helfen:

Die Pflegenden bitten Sie eventuell, persönliche Gegenstände der Patient*innen mitzubringen, die ihnen beim Genesungsprozess helfen können, wie etwa Lieblingsdüfte, Bilder oder Musik. Mit Ihrem*Ihrer Angehörigen oder Freund*in zu reden kann ebenso sehr hilfreich sein. Eine einseitige Kommunikation zu führen kann sehr schwierig sein, aber über gemeinsame Erfahrungen wie etwa einen Urlaub oder gemeinsame schöne Zeiten zu sprechen kann auch Ihnen guttun.

Sie können ebenso versuchen, aus einer Zeitschrift oder einem Buch vorzulesen. Selbst wenn die Patient*innen nicht bei Bewusstsein sind. Wenn die Patient*innen nicht sprechen können, können alternative Kommunikationsmittel eingesetzt werden z.B. Tafel mit Buchstaben, Bilder, Zahlen oder gebräuchliche Wörter oder elektronische Hilfsmittel z.B. Smartphone oder Tablet.

Wie kann ich dem Personal helfen?

Einige Angehörige finden es sehr hilfreich, mehr in die Pflege integriert zu sein, während der*die Patient*in sich erholt. Sie können eventuell mithelfen, indem Sie dem*der Patient*in die Zähne putzen, oder die Hände und Füße massieren bzw. eincremen. Dies ist abhängig vom Gesundheitszustand Ihrer*Ihres Angehörigen und ist vielleicht auch nicht immer möglich. Wenn Sie auf diese Art mithelfen wollen, dann fragen Sie bei den Pflegepersonen was möglich ist. Es ist sehr hilfreich, wenn Sie ein Familienmitglied oder eine*n Freund*in des*der Patienten*Patientin auswählen, der*die für das Pflegepersonal die erste Kontaktperson ist. Das Pflegepersonal kann so dieser Kontaktperson alle Informationen weitergeben und diese kann dann die Information an die Familienmitglieder weiterleiten. Das kann das Pflegepersonal sehr gut unterstützen. Jedoch kann es auch sinnvoll sein, dass die Familie in einer „Familienkonferenz“ informiert wird. Fragen Sie nach den Möglichkeiten auf der Intensivstation.

Wie kann ich Infektionen vermeiden?

Kritisch kranke Patient*innen können sehr schwerwiegende Infektionen haben, gegen die sie ankämpfen müssen, und je nachdem wie krank sie sind, kann dies eine sehr ernste Situation darstellen. Das Team unternimmt alles, was in ihren Kräften steht, um sicherzustellen, dass die Patient*innen geschützt sind. Sie können mithelfen, indem Sie sich die Hände waschen und die auf der Intensivstation angebotenen Desinfektionsmittel benutzen, bevor Sie das Patient*innen-Zimmer betreten oder Sie die Patient*innen berühren. Auch können Sie andere Besucher*innen anhalten, dies ebenfalls zu tun. Bitte beachten Sie, das unter COVID-19 besondere Bestimmungen zu befolgen sind.

Was sind Angehörigen- und Patient*innen-Tagebücher?

Angehörige empfinden es oft als sehr hilfreich, in einem Tagebuch niederzuschreiben, was während des Aufenthaltes auf der Intensivstation passiert. Es kann Ihnen helfen, zurückzublicken und kleinere Fortschritte zu erkennen, die der*die Patient*in gemacht hat. Ein Tagebuch kann aber auch für den*die Patienten*Patientin sehr nützlich sein. Patient*innen haben oft sehr konfuse Erinnerungen oder gar keine Erinnerungen an ihren Aufenthalt auf der Intensivstation. Ein Tagebuch kann dem*der Patienten*Patientin helfen, zu verstehen, was genau passiert ist oder es kann eine Lücke füllen, wenn Erinnerungen ganz fehlen.

Zusatzinformationen

Interessenskonflikte: Keine
Autor*innen: Mag. Dr. Magdalena Hoffmann, MSc, MBA
Redaktion: Mag. Dr. Magdalena Hoffmann, MSc, MBA
Datum: 30.01.2021
Version: 1.0
Copyright-Vermerk für Fotos: Karin Amrein
Weiterführende Literatur: Keine
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