Sprechen Sie offen über die Situation
Es ist für Ihre Kinder sehr hilfreich, wenn sie über die aktuelle Situation informiert werden. So wissen sie, was sich im Familienalltag verändert und was gleichbleibt. Manchmal wollen Eltern die Situation besser aussehen lassen oder erfinden eine Geschichte, um ihre Kinder zu schützen. Doch das kann dazu führen, dass Kinder noch mehr Angst bekommen, weil sie merken, dass etwas nicht stimmt. Kinder spüren, wenn die Informationen, die sie erhalten, nicht zu dem passen, was sie sehen oder fühlen. Auch wenn Kinder merken, dass sie nicht ehrlich informiert werden, kann das ihr Vertrauen erschüttern.
Kinder wünschen sich unterschiedlich viel Information
Wie Erwachsene haben auch Kinder ganz verschiedene Bedürfnisse, wenn es darum geht, wie viel sie wissen möchten. Erklären Sie Ihren Kindern die Situation und ermutigen Sie sie, alle Fragen zu stellen, die sie haben. Antworten Sie so ehrlich wie möglich und sagen Sie auch, wenn Sie etwas nicht wissen. Es ist auch ratsam, nur die Fragen zu beantworten, die Ihre Kinder stellen. Wenn Ihr Kind keine Fragen hat, werten Sie das nicht als Desinteresse. Es sollte kein Kind zu Informationen gedrängt werden, genauso wie keine Fragen unbeantwortet bleiben sollen.
Lassen Sie alle Reaktionen Ihrer Kinder zu
Es kann mitunter schwer auszuhalten sein, die eigenen Kinder traurig, hilflos und überfordert in dieser Situation zu erleben. Das kann sich -wie bei Erwachsenen- in ganz unterschiedlichen Reaktionen und Verhaltensweisen ausdrücken. Für Ihre Kinder kann es entlastend sein zu hören, dass es normal ist, sich so zu fühlen. Ermutigen Sie Ihre Kinder, Gefühle und Gedanken zuzulassen und wenn gewünscht, mit Ihnen zu teilen. Sehen Sie zunächst davon ab die Reaktionen Ihrer Kinder zu bewerten und zeigen Sie, dass Sie ihre Offenheit und ihren Mut schätzen. Sollte das Erleben und Verhalten Ihrer Kinder Sie zunehmend verunsichern erkundigen Sie sich nach psychologischer Unterstützung vor Ort.
Wechseln Sie sich bei der Geschwisterbetreuung ab
Wenn es für Sie als Eltern möglich ist, sich zwischen der Betreuung auf der Station und Zuhause abzuwechseln, dann ist das stabilisierend für die ganze Familie. Ihre Kinder erleben beide Elternteile und bleiben in Verbindung mit Ihnen.
Informieren Sie relevante Stellen
Falls Sie es nicht bereits getan haben, kann es entlastend sein, wenn Sie den Kindergarten bzw. die Schule über die Ausnahmesituation informieren. So kann möglicherweise verändertes Verhalten von den Geschwistern in diesem Kontext gesehen werden und es entsteht kein zusätzlicher (Erklärungs-)Druck.
So viel Normalität wie möglich
Auch wenn diese Zeit eine besondere Familiensituation mit einem veränderten Alltag bedeutet, dann ist Normalität umso wichtiger. Es gibt viel Sicherheit, wenn Routinen, Abläufe, Kontakte und insbesondere auch Regeln weiterhin gelten und beibehalten werden.
Benötigen Sie Hilfe?
Sprechen Sie mit dem Behandlungsteam der Intensivstation, wenn Sie Unterstützung bei der Information von Geschwisterkindern benötigen. Besuchen Sie für weitere Informationen auch unseren Beitrag https://www.intensivstation.jetzt/informationsmaterial-fur-kinder-und-eltern/
Zusatzinformationen
Autor*innen: Dr. M.Sc. Psych. Chu-Won Sim
Redaktion: Dr. Marie-Madlen Jeitziner (DGKP) PD. Mag. Dr. Magdalena Hoffmann, MSc, MBA (DGKP)
Datum: 17.01.2025
Version: 1.0
Copyright-Vermerk für Fotos: Julia Brunner
Weiterführende Literatur: Webseite der DIVI: https://www.divi.de/aktuelle-meldungen-intensivmedizin/internationales-team-veroeffentlicht-10-punkte-paper-so-werden-kinder-als-besuchende-auf-intensivstationen-besser-einbezogen