Die Entlassung aus dem Krankenhaus steht bevor

Das Krankenhaus zu verlassen und nach Hause zurückzukehren ist ein großer Schritt in der Genesung, und war für lange Zeit ein Ziel, auf das alle hingearbeitet haben. Nach der Intensivstation beginnt oft ein langwieriger Genesungsprozess.

Der*Die Patient*in kann wieder nach Hause bzw. in das gewohnte Umfeld. Es ist ein guter Schritt, aber es braucht oft Zeit und ist mühsam, in das normale Leben zurückzukehren. Bevor die Patient*innen nun das Krankenhaus verlassen, fragen Sie die Physiotherapeut*innen um einen Übungsplan, der die*den Patienten*in bei der Genesung unterstützt.

Die Entlassung

Wenn es Ihrem*Ihrer Angehörigen gut genug geht, um das Krankenhaus zu verlassen, wird eine Pflegeeinschätzung vorgenommen, um beurteilen zu können, welche Schwierigkeiten er*sie zu Hause zu erwarten hat. Dies beinhaltet neben psychologischen und emotionalen Problemen auch das Ausmaß der benötigten Pflege oder Hilfsmittel. Das Team sollte mit Ihrem*Ihrer Angehörigen über dessen*deren persönliche Rehabilitationsziele sprechen (was er*sie erreichen möchte, wenn es ihm*ihr besser geht) und wird die notwendigen Behandlungen und Pflege organisieren. Wenn Ihr*e Angehörige*r das Krankenhaus verlässt, werden Sie folgende Unterlagen mitbekommen:

Ärztlicher Entlassungsbrief, ggf. einen Pflegebrief und weitere Unterlagen über die Entlassung.

TIPP: Wenn Sie wichtige Fragen haben, schreiben Sie sich vielleicht eine Liste und nehmen Sie diese schon zeitgerecht, vor der Entlassung ins Krankenhaus mit.
Wenn Ihr*e Angehörige*r nach Hause kommt, werden Sie nicht dieselbe Unterstützung haben, wie Sie es aus dem Krankenhaus gewohnt sind und es wird möglicherweise eine schwere Zeit für Sie und Ihre*n Angehörige*n sein. Es ist normal, dass man sich zeitweise depressiv oder frustriert fühlt, weil man keine Fortschritte sieht. Sich kleine Ziele im Alltag zu setzen kann Ihnen und Ihrem*Ihrer Angehörigen helfen sich zu erholen und Fortschritte zu erkennen.

Stecken  Sie sich kleine Ziele

Kleine Ziele könnten sein, sich ein Getränk selber zuzubereiten oder ein paar Schritte mehr zu gehen, ohne ausruhen zu müssen. Wenn Ihr*e Angehörige*r kritisch krank gewesen ist, fühlt er*sie sich vielleicht müde und kraftlos. Es braucht Zeit, bevor sich Ihr*e Angehörige*r gut genug fühlt, um das alltägliche Leben zu meistern. Es wird manchmal viele Monate dauern bis die Patient*innen wieder in ihrer alten Form sind. Setzen Sie sich Ziele, die helfen, in ein normales Leben zurückzukehren und befolgen Sie gemeinsam mit Ihrem*Ihrer Angehörigen zum Beispiel den Übungsplan der Physiotherapeut*innen. Übertreiben Sie es nicht mit den Übungen, da es Ihre*n Angehörige*n zurückwerfen kann. Er*Sie sollte sich langsam steigern und ausreichend Ruhepausen machen. Gerade in den ersten Tagen an denen Ihr*e Angehörige*r wieder zu Hause ist, sollten sie es ruhig langsam angehen lassen.

Nach einer Operation

Wenn Ihr*e Angehörige*r eine Operation hatte, so halten Sie sich an die Anweisungen des*der Chirurgen*Chirurgin. Wenn Ihr*e Angehörige*r sich unwohl fühlt oder Atemnot verspürt, stoppen Sie seine*ihre Aktivitäten und fördern seine*ihre Ruhepausen.

Überprüfung der Genesung

Das Behandlungsteam wird Ihrem*Ihrer Angehörigen eventuell ein Treffen 2 oder 3 Monate nach der Entlassung von der Intensivstation anbieten ggf. treten Sie selbst mit ihnen in Kontakt wenn Sie Fragen haben. Dieses Treffen könnte zum Ziel haben, über eventuell bestehende physische, psychologische oder andere Probleme zu sprechen, die sich seit der Entlassung eingestellt haben. Wenn die Rehabilitation langsamer wie erwartet voranschreitet, so kann man Ihren*Ihre Angehörige*n eventuell an eine geeignete Rehabilitationseinrichtung verweisen.

Wen kann ich um Hilfe bitten?

Wenn Ihr*e Angehörige*r wieder zu Hause ist, ist der*die Hausarzt*Hausätztin erste*r Ansprechpartner*in für die Betreuung und Rehabilitation. In den meisten Fällen wird sich der Hausarzt*die Hausärztin mit dem Krankenhaus in Verbindung setzen, um für Ihre*n Angehörige*n nach der schweren Erkrankung zu sorgen. Er wird, falls dies nötig ist, an geeignete Institutionen verweisen wie etwa eine ambulante Physiotherapie. Wenn Ihr Hausarzt*Ihre Hausärztin Ihrem*Ihrer Angehörigen nicht weiterhelfen kann, so können Sie sich an das Personal der Intensivstation wenden, auf der Ihr*e Angehörige*r behandelt wurden.

Sozialleben und Hobbies

Wenn Ihr*e Angehörige*r ernsthaft krank gewesen ist, kann es sein, dass er*sie viele Dinge anders wahrnimmt, und auch Dinge nicht mehr tun möchte, die ihm*ihr früher Spaß gemacht haben. Beispielsweise kann es sein, dass er*sie sich nicht mehr in der Lage fühlt, viele Menschen um sich herum zu haben, dann beginnen Sie zunächst damit, ein oder zwei Freund*innen gleichzeitig zu empfangen. Es mag sein, dass es ihm*ihr schwer fällt, sich zu konzentrieren, und er*sie vielleicht dem Fernsehprogramm nicht folgen kann. Seine*Ihre Konzentration wird sich steigern. Während der Genesungszeit kann es sein, dass er*sie vergesslich ist, doch normalerweise wird auch das Gedächtnis besser, je mehr er*sie sich erholt. Die Genesung wird eine lange Zeit dauern und wenn es Ihm*Ihr besser geht und anfängt mehr zu tun, kann er*sie das Gefühl haben, dass Ihm*Ihr alles über den Kopf wächst.

Beziehungen und Freunde

Nachdem Ihr*e Angehörige*r schwer krank gewesen ist, scheinen Sie und auch Ihre Freund*innen sich verändert zu haben. Unter Umständen wirkt Ihre Familie aufgeregt und scheint nicht zu verstehen, weshalb alles nun anders ist oder weshalb sich Ihr*e Angehörige*r nicht mehr für seine*ihre Hobbies oder Interessen begeistern kann. Jetzt, wo Ihr*e Angehörige*r zu Hause ist, möchten Sie alles Mögliche für ihn*sie tun. Es kann hilfreich sein mit Ihrer Familie darüber zu reden, was alles während des Aufenthaltes passiert ist. Wenn Sie ein Tagebuch geführt haben, so kann es hilfreich sein, sich dieses gemeinsam anzuschauen.

Zurück in den Alltag

Viele Menschen haben Ängste, wenn sie nach einer schweren Krankheit zurück nach Hause oder an den Arbeitsplatz gehen. Es ist normal, darüber nachzudenken, ob man den Anforderungen gewachsen ist. Sprechen Sie mit Ihrem*Ihrer Angehörigen darüber, und überlegen Sie, was es ihm*ihr zu Hause einfacher machen kann. Wenn er*sie berufstätig gewesen ist, dann kann es sein, dass er*sie nicht von Anfang an wieder voll arbeiten kann. Wenn es ihm*ihr wieder etwas besser geht, so kann es eine gute Idee sein, ein Treffen mit den Arbeitskolleg*innen und  dem*der Arbeitgeber*in zu organisieren. Je nach Arbeitsstelle ist es vielleicht möglich, zunächst einige Stunden pro Tag zu arbeiten. Besprechen Sie Ihre Ängste oder Sorgen mit Ihrem*Ihrer Angehörigen oder mit Ihrer Familie. Sollte dies nicht möglich sein, bitte Sie Ihre Intensivstation um ein Gespräch. Ein Gespräch mit einem*einer Arzt*Ärztin oder Psychologen*Psychologin kann in schwierigen Situationen auch sehr hilfreich sein.

Zusatzinformationen

Interessenskonflikte: Keine
Autor*innen: ICU-Steps, Mag. Dr. Magdalena Hoffmann, MSc, MBA
Redaktion: Mag. Dr. Magdalena Hoffmann, MSc, MBA
Datum: 03.02.2021
Version: 1.0
Copyright-Vermerk für Fotos: Günther Valda
Weiterführende Literatur: Keine
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